No-KI, High-Impact:

Geschäftsführung oder Inhaber Gemba Walks

3 Gründe, warum dies nach dem Lean Prinzip Genchi Genbutsu eine der wirkmächtigsten Führungsinstrumente ist.

Genchi Genbutsu Symbolbild

Kennt ihr die Methode Genchi Genbutsu („Komm und sieh“)? In der agilen Welt kennen wir etwas Ähnliches unter dem Begriff Gemba Walk.
In einigen Projekten begegnete ich immer wieder Geschäftsführern oder Unternehmensinhabern, die sehr häufig durch das Unternehmen gingen und sich mit einigen Mitarbeitenden längere Zeit unterhielten. Ein Beispiel ist mir besonders eindrücklich in Erinnerung: Dieser Inhaber, nennen wir ihn Herrn Schmidt, hatte einen Handelskonzern für Ersatzteile aufgebaut, mit einer Millionen Umsatzgröße im hohen dreistelligen Bereich. Wenn er vor Ort war, investierte er pro Woche einige Stunden in diese Übung.
Alle wussten, dass er das machte. Das konnten Mitarbeitende im Lager sein oder in der Verwaltung. Manche kannte er seit Jahrzehnten. Manche Gespräche kamen zufällig zustande, manchmal traf er auch auf das mittlere Management. Egal wo: Er wollte sich einfach selbst ein Bild machen, ob das, was er in PowerPoint sah, auch so im Unternehmen wahrgenommen wurde und zutraf. Sehr gerne nutzte er diese Übung, um sich auf Board Meetings vorzubereiten.

Dies war einer der erfolgreichsten Konzerne in meiner Zusammenarbeit. Gibt es da einen Zusammenhang zwischen dieser Übung und dem Erfolg? Ich denke ja, aber entscheidet selbst.

Die Methode

Was Herr Schmidt praktizierte, kennen wir in der agilen Welt als die Methode Gemba Walk. Ein Gemba Walk ist eine strukturierte Begehung des „Orts des Geschehens“ – also dort, wo echte Wertschöpfung passiert, etwa in Entwicklung, Betrieb oder Support. Führungskräfte gehen bewusst in diese Bereiche, beobachten die Arbeit im Fluss, sprechen mit den Menschen, stellen offene Fragen und suchen gemeinsam nach Verbesserungspotenzialen. Entscheidend ist dabei die Haltung: Es geht nicht um Kontrolle oder Schuldige, sondern um Verständnis für Prozesse, Engpässe und Ideen der Mitarbeitenden, um kontinuierliche Verbesserung und Vertrauen zu fördern.

Genchi Genbutsu – oft mit „Komm und sieh“ übersetzt – ist das dahinterliegende Lean-Prinzip: Geh hin, sieh selbst, bilde dir dein Urteil auf Basis direkter Beobachtung, nicht nur aus Berichten, Dashboards oder Folien. Die Methode fordert Führungskräfte dazu auf, Probleme an der Quelle zu verstehen, mit den betroffenen Menschen zu sprechen und Entscheidungen auf realen Fakten und Kontext zu gründen. Damit wird nicht nur die Qualität von Lösungen besser, sondern auch die Kultur: Mitarbeitende erleben, dass ihre Erfahrung zählt und Führung bereit ist, näher an die Realität der Arbeit heranzurücken.

Wie und warum funktioniert dies?

Kerngedanke und Praxisnähe

  • Genchi Genbutsu (Komm und sieh) fordert dazu auf, dorthin zu gehen, wo die Arbeit wirklich passiert. Führungskräfte, die diese Philosophie leben, gewinnen ein unverfälschtes Bild davon, was Mitarbeitende bewegt – weit über das hinaus, was PowerPoint-Folien zeigen.
  • Studien zeigen, dass Unternehmen, die Genchi Genbutsu einsetzen, ihre Prozessqualität erheblich steigern können. Direkte Gespräche mit Angestellten führen zu besseren Entscheidungen und fördern eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung. Sprechen Sie uns an, um weiteres Informationsmaterial zu erhalten.
  • Die Studie von Anita L. Tucker und Sara J. Singer in Krankenhäusern zeigt aber, dass MbWA auch einen negativen Einfluss auf die Leistung haben können. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Leistung nur für leicht zu lösende Probleme zutraf. Bei schwierigeren Problemen ist eine Verantwortungsübertragung an Führungskräfte sehr wichtig für den Erfolg. Wie so oft trifft hier zu, dass Oberflächlichkeit schaden kann, gerade wenn sie mit einer Ad-hoc Problemlösung einhergeht.
  • Die Methode ist eng mit dem House of Lean (SAFe) verzahnt: Sie bildet im Fundament den Wert „Respekt für Menschen und kontinuierliche Verbesserung“ ab und unterstützt Leadership und Transparenz.

Versteht man Führung als dienende Funktion (Servant Leadership) versteht man, warum Genchi Genbutsu in diesem Sinne so gut funktioniert. Dienende Führung legt den Fokus konsequent auf die Mitarbeitenden und ihre Realität: Führungskräfte verstehen sich als Unterstützer, die Hindernisse beseitigen, statt nur Vorgaben zu machen. Direkte Interviews und Gespräche vor Ort – also echte, zugewandte Dialoge im Sinne von „Komm und sieh“ – stärken nachweislich psychologische Sicherheit und Mitarbeiterstimme. Studien zu Servant Leadership zeigen, dass dieser Führungsstil über psychologische Sicherheit und Reflexion die Bereitschaft erhöht, offen zu sprechen und Verbesserungsvorschläge einzubringen. Forschung zu Employee Voice und inklusiver Führung belegt zudem, dass zugängliche, zuhörende Führungskräfte (ein Kern von Servant Leadership) die Stimme der Mitarbeitenden und deren Leistung fördern. Wenn Führung also bewusst Zeit in persönliche Gespräche investiert, wird Genchi Genbutsu nicht nur als Lean-Technik umgesetzt, sondern als gelebte, dienende Führungskultur, die kontinuierliche Verbesserung aus der Mitte der Organisation heraus ermöglicht.

Verbindung zu agilen Methoden und SAFe

  • Auch in SAFe und agilen Teams findet dieses Prinzip Anwendung: Der Gemba Walk hilft, Missverständnisse zu erkennen, die Zusammenarbeit zu stärken und echte Probleme lösungsorientiert zu adressieren – weit entfernt von Silo-Denken und isolierter Führung.
  • Agile Leitsätze fordern intensive Kommunikation und das aktive Einholen von Feedback. Das gegenseitige Lernen am Ort des Geschehens spiegelt den SAFe-Grundsatz „Synchronisierung durch Transparenz“ wider.

Wissenschaftliche Perspektive auf Wirksamkeit und Risiken

  • Management-by-Walking-Around (MbWA) ist nur dann wirksam, wenn Führungskräfte aktiv zuhören, ins Gespräch gehen und Vertrauen schaffen – reine Präsenz verpufft sonst ohne Wirkung.
  • Psychologische Sicherheit ist ein entscheidender Erfolgsfaktor: Nur wenn Mitarbeitende sich sicher fühlen, ihre Meinung zu äußern, führt das „Komm und sieh“-Prinzip zu besseren Ergebnissen und Innovationskraft.
  • Risiken bestehen, wenn solche Besuche als Kontrolle verstanden werden oder Führungskräfte urteilen, ohne wirklich zu verstehen. Offenheit, Wertschätzung und echtes Interesse an Lösungen vermeiden diese Fallstricke.

Warum ist diese Methode ohne KI erfolgreicher?

Direkte, persönliche Kommunikation ist beim „Komm und sieh“-Prinzip zentral, weil es nicht nur um Information, sondern vor allem um Beziehung, Vertrauen und Kultur geht. Digitale Tools oder KI können Daten analysieren, aber sie erzeugen keine geteilte Erfahrung am Ort der Wertschöpfung und sie „spüren“ weder Stimmungen noch Zwischentöne, die im persönlichen Gespräch sichtbar werden.

Wenn eine wichtige Führungsperson – wie in unserem Beispiel Herr Schmidt – jede Woche mehrere Stunden in Lager, Entwicklung oder Verwaltung investiert, sendet diese ein starkes Signal: Menschen sind wichtiger als Folien, echte Arbeit ist wichtiger als Dashboard-Kennzahlen. Diese Präsenz stärkt psychologische Sicherheit, weil Mitarbeitende erleben, dass ihre Perspektive zählt, Fragen willkommen sind und Probleme nicht „gegen sie verwendet“ werden – etwas, das Studien zu Lean, Leadership und kontinuierlicher Verbesserung als Kernfaktor für Motivation, Lernkultur und nachhaltige Performance beschreiben.

Manchmal geht es ohne KI besser. Und ja, man kann sich per KI eine Liste von Fragen erstellen lassen. Aber es ist voraussichtlich viel wirksamer, wenn Sie sich selbst überlegen, was wirklich eine Rolle spielt und im Gespräch spontan reagieren und aktiv zuhören.

Erfolgreiche Umsetzung in der Praxis

  • Führen Sie regelmäßig Gemba Walks in verschiedenen Bereichen durch – raus aus dem eigenen Büro.
  • Hören Sie aktiv zu und fördern Sie offene Gespräche. Damit zeigen Sie echtes Interesse an den Herausforderungen und Vorschlägen der Mitarbeitenden.
  • Kommunizieren Sie klar, dass der Walk dem gemeinsamen Lernen und Verbessern dient, nicht der Kontrolle.

Wenn Sie jetzt darüber nachdenken, wie das umgesetzt werden könnte, am besten schon 2026, dann haben wir da was vorbereitet. Mit unserem Blended Learning Paket Gemba Impact Lab – Dort lernen, wo Wert entsteht und Verschwendung endet, können wir gemeinsam diese effektive Methode bei Ihnen in kurzer Zeit kostengünstig etablieren. Stellen Sie sich vor, Sie schaffen es dann, die Velocity oder Produktivität um nur 1 % zu steigern. Das ist der unterste Wert, der bei Etablierung der Methode möglich erscheint. Auch wenn Sie früher KI Projekte realisieren können oder erfahren, dass ein Projekt überflüssig sein könnte, liegt darin ein sichtbare Wirkung auf Ihre Erfolgsrechnung. Unser Angebot: Dies besteht aus einem maßgeschneiderten Kommunikationstraining von 3 – 12 Stunden, Deep Dive in die Methode und anschließendem Coaching für Ihre Führungsebene. Gerne begleiten wir damit auch umfangreiche Transformations-Projekte.

Gemba Walk und Genchi Genbutsu als Führungsroutine etablieren
Prüfen wir in 30 Minuten, wie Sie als Geschäftsführung oder Inhaber Genchi Genbutsu / Gemba Walk wirksam in Ihrem Unternehmen verankern können – mit einem maßgeschneiderten Blended Learning statt Standard-Training.

WEGO BLOG

Weitere Beiträge

Diesen Beitrag teilen:

Kontakt

Schreibe Sie uns eine Nachricht oder rufen Sie uns an: